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Ein Liebesbrief an meinen Körper

Lieber Körper,

Es tut mir leid, dass ich dir immer so gemeine Sachen sage. Dass ich mir manchmal wünsche, dass du anders wärst. Besser irgendwie.

Es tut mir leid, dass ich eine bestimmte Zahl im Kopf habe und sobald die Überschritten ist, wünschte ich mir, du wärst weniger.

Es tut mir leid, dass du bestimmt manchmal traurig bist und wenn du könntest, würdest du mich anschreien, weil ich dich manchmal stundenlang hungern lasse, weil irgendjemand dich kritisiert hat und meinte, du wärst zu dick. Mit jedem knurren von dir, merke ich, wie sehr du dich nach Nahrung sehnst, die ich dir dann aber nicht geben kann. Weil mein Kopf sagt, dass du doch schon genug hast.

Es tut mir leid, dass ich jedem anderen glaube, wenn sie dich kritisieren. Und meine Liebe zu dir dann wieder weniger wird.

Es tut mir leid, dass ich dich immerzu mit anderen Körpern vergleiche und ich mich für dich schäme. Obwohl ich doch weiß, dass jeder Körper unterschiedlich und schön ist, auf seine eigene Art und Weise.

Es tut mir leid, dass ich immer wollte, dass du dem „Idealbild“ einer Frau entsprichst, nur um anderen Menschen zu gefallen. Dadurch habe ich dich vernachlässigt, dich beleidigt, dich im Sommer nicht abgekühlt weil ich nicht wollte, dass andere dich im Bikini sehen. Weil du niemals dem „Idealbild“ entsprechen wirst. Es ist nicht dein Job, so auszusehen wie die Models in den Magazinen. Und das ist gut so!

Es tut mir leid, dass ich dich nicht viel öfter verteidige und dass ich dir nicht öfter sage, wie wundervoll du bist, denn du bist der Grund, warum ich überhaupt hier sitzen und dir einen Liebesbrief schreiben kann. Ohne dich gäbe es kein mich.

Mein liebster Körper,

du bist schön so wie du bist.

Mit deinen Kurven die dich umhüllen.

Mit deinen Dehnungsstreifen, die dich wundervoll schmücken und an einen Tiger erinnern, der genauso stark ist.

Mit deiner Cellulite, deinen Bauchrollen die zum Vorschein kommen wenn ich mich setze und deinem Doppelkinn wenn ich lache.

Mit deinem Blähbauch den du hast, weil du nunmal ein weiblicher Körper bist, und jeden Monat verschiedene Zyklusphasen durchstehen musst.

Danke, dass du mir zeigst, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Danke, dass du mich nie im Stich lässt und immer weiter funktionierst obwohl ich dich oft sehr schlecht behandle.

Ich danke dir, dass du mich mit deinen Funktionen die du in dir trägst, am Leben hältst. Und niemals wegen meiner Gedanken und Worte über dich beleidigt bist. (Denn dann hätte ich ganz schön schlechte Karten).

Danke, dass du mich verschiedene Gefühle spüren lässt. Gefühle von glücklich sein bis hin zu Trauer. Danke, dass ich mich auf dich verlassen kann und du mir Signale schickst, wenn etwas gerade um mich komisch ist oder mir nicht gut tut. Ich sollte übrigens viel öfter auf dich hören, denn du hast wirklich so oft recht. Und oft mach ich es nicht und bin dann traurig, aber das stehen wir auch wieder gemeinsam durch.

Ich habe gelernt, dich als meine beste Freundin anzusehen, mit der ich Hand in Hand meinen Weg bestreite. Denn wie schon gesagt, ohne dich kein mich. Ich brauche und ich liebe dich.

Du bist noch so viel mehr als „gut genug“ – du bist perfekt so wie du bist. Und es tut mir leid, wenn ich dir das an manchen Tagen nicht zeigen kann.

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