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Internalisierte Misogynie – sie steckt in jeder von uns

Die internalisierte Misogynie beschreibt den verinnerlichten Frauenhass. Dies passiert aber meist unbewusst, und beinhaltet das schlecht reden der Eigenschaften oder Interessen von Frauen. Ein klassisches Beispiel wäre demnach z.B. „Ich habe nur männliche Freunde, Frauen sind mir viel zu zickig, vor allem wenn viele auf einem Haufen sind.“ Ich habe seit Jahren eine Mädelsgruppe und von gezicke sind wir weit entfernt. Ich kann mich gar nicht erinnern ob wir uns jemals schon mal über irgendwas gestritten haben. In meiner anderen Freundesgruppe mit überwiegend Männern gibt es öfter mal Drama untereinander. Also ist diese Aussage einfach kompletter Bullshit. Das hat nichts mit Frau oder Mann zu tun. Denn auch Männer können „zicken“ sein und Eigenschaften an sich haben die „typisch Frau“ sind. Aber bei Männern ist es für die meisten dann wiederum kein so großes Problem.

Ich habe generell ein großes Problem mit dem klassischen Rollenbild. Wenn du noch bevor du überhaupt das Licht der Welt erblickst, Teil einer Party und eines „Gender Reveals“ bist. Wenn da schon entschieden wird, ob du Team Blau oder Team Rosa bist. Ob du eine Vagina oder einen Penis hast. Ob die Pubertät später „nicht so schlimm wird“ oder die „reinste Katastrophe“.

Auch die Aussage „typisch Frau“ stoßt in mir ein ekelerrengedes Gefühl aus. Was ist denn typisch Frau und typisch Mann? Laut meiner Internetrecherche beinhaltet dies folgendes:

Frauen sind sensibel, sentimental, haben Stimmungsschwankungen, schmeißen den Haushalt.

Hingegen sind Männer mutig, stark und dominant.

Ist doch alles absoluter Dünnschiss. Ich hoffe, dass dieses ganze „du bist so weil du eine Frau bist“ oder „du bist halt ein typischer Mann“, irgendwann einfach mal Geschichte ist. Das ist doch wirklich lächerlich, aber auch das ist internalisierte Misogynie. Eigenschaften von Frauen werden meist als „negativ“ angesehen während die Eigenschaften von Männern meist „positiv“ wahrgenommen werden.

„Du läufst wie ein Mädchen“ wär so ein klassischer negativ behafteter Kommentar.

Ebenso wie der Satz, der für ganz viele Frauen ein Kompliment ist, gar keines ist, nämlich: „Du bist nicht wie die anderen Frauen“.

Internalisierte Misogynie ist auch, wenn wir als Frauen, andere Frauen dafür verurteilen, mehrere Geschlechtspartner*innen zu haben. Während Männer gefeiert werden einen hohen Bodycount zu haben, werden Frauen mit hohem Bodycount geshamed ende nie. Werden beleidigt und als „nicht mehr interessant“ abgestempelt oder „die lässt doch auch jede*n rein“. Soll doch bitte jeder Mensch machen was er/sie möchte. Solange alles im gegenseitigem Einverständnis passiert, haben sich andere nicht einzumischen.

Es gibt eine Fernsehsendung für Paare, die ihre Treue gegenseitig testen können. Beide kommen in jeweils verschiedene Unterkünfte wo dann entweder 10 Frauen oder 10 Männer auf einen warten. Diese Sendung ist der Beweis, dass die internalisierte Misogynie von Frauen existiert. Denn die Frauen in der Männerunterkunft haben die Aufgabe, die Männer zu verführen, um zu beweisen, dass sie nicht treu sind. So weit so logisch oder? Und wer ist immer die schlampe? Exactly, die Frau. Aber, dass sie seine Hände nicht an ihren Po oder ihren Brüsten gelegt hat, sondern er das ganz selbst von allein war, das wird nicht gesehen. Es sind immer die Frauen schuld, aber nie der Mann.

Oder kennt ihr den Spruch: „Ich vertrau ihm aber ihr nicht“? Was soll das denn? Zum betrügen gehören bekanntlich immer noch zwei.

Die Gesellschaft hat uns von klein auf gelernt, Frauen gegenseitig zu bashen. Sei schöner, schlauer, besser als die Anderen. Dieser ständige Konkurrenzkampf besteht, seit wir denken können. Der Erfolg anderer Frauen wird immer abgestempelt. „Hat sich wohl hochgeschlafen die Gute“.

Da wir von klein auf beigebracht bekommen haben, uns Frauen gegenseitig zu hassen und uns als Konkurrentinnen anzusehen, fällt es schwer von dem wegzukommen. Oder hast du sogar gedacht, was für einen Blödsinn ich da schreibe, weil du zum Beispiel ja gar nicht so bist? Hm, ja doch, leider schon. Den tragen wir alle mit uns rum und das gemeine an dem verinnerlichten Frauenhass ist es ja, dass wir den gar nicht als solchen wahrnehmen. Das macht das ganze nochmal schwieriger. Die traurige Wahrheit ist aber, dass sie in allen Frauen steckt. Mal mehr, mal weniger. Ich nehme mich da übrigens auch gar nicht raus. Auch ich habe gelernt oder lernen müssen, dass ich teilweise noch sexistisch denke. Aber ich reflektiere ganz viel und lerne aus dem reflektierten und genau deshalb schreibe ich diesen Beitrag.

Also reflektiere auch mal du ganz genau. Was denkst du, wenn du eine Frau siehst, die größer, „schöner“, erfolgreicher ist? Was denkst du, wenn eine Frau ihre Sexualität in vollen Zügen auslebt und genießt? Was denkst du, wenn du eine Frau im Club siehst, die völlig betrunken ist und sich an deinen Crush oder an jede*n zweite*n ranmacht? Was denkst du, wenn du eine Frau mit viel MakeUp, Schönheits-OPs und freizügigen Klamotten siehst?

Was kann man dagegen tun?

Die eigene internalisierte Misogynie reflektieren! ..Und daraus lernen. Wichtig ist auch, andere darauf aufmerksam zu machen, und ihnen beim lernen zu helfen. Das kann nur passieren, wenn man diese Aussagen benennt. Dabei gilt immer: Respektvoll zueinander sein. Denn es bringt nichts, vorwurfsvoll zu agieren, da dann der gegenteilige Effekt eintreten kann.

Lasst uns doch zusammenhalten, als uns ständig zu zerfetzen. Lasst uns gegenseitig eine Stütze sein. Wenn wir fallen, halten wir uns gegenseitig fest. Denn so kommen wir alle ja viel schneller wieder hoch. #girlssupportgirls

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